Die häufigsten Fragen und Antworten zum künstlichen Hüftgelenk

Rund um den Einsatz einer Hüftprothese haben Patienten verständlicherweise viele Fragen. Endoprothetik-Spezialist Prof. Dr. Hanno Steckel aus Berlin liefert Ihnen hier Antworten auf die häufigsten Fragen zum künstlichen Hüftgelenk, zu der Hüft-OP und der Zeit danach.

 
1Was muss ich vor einer Hüftprothesen-OP beachten?
  • Bei größerem Übergewicht ist eine vorherige Gewichtsreduktion für den Ablauf und das Ergebnis der Operation sehr vorteilhaft.
  • Falls Sie an einer kardiologischen oder anderen Erkrankung leiden, dann lassen Sie sich bitte von Ihrem jeweiligen Facharzt einen aktuellen Befund erstellen und vermerken, dass keine Einwände gegen eine Operation vorliegen.
  • Prüfen Sie Ihren Zahnstatus, denn Zahnwurzelentzündungen sind ein häufiger Grund für spätere Infektionen.
  • Ihre Fußnägel sollten unverletzt und frei von Pilzerkrankungen sein, um das Risiko von Infektionen zu senken.
  • Falls Sie blutgerinnungshemmende Medikamente nehmen, so sollte der verschreibende Arzt diesbezüglich vermerken, wie mit diesem Medikament vor, während und nach der Operation umgegangen werden soll.
  • Falls Sie eine Zuckererkrankung (Diabetes mellitus) haben, muss der Blutzucker gut eingestellt sein.
  • In den Tagen vor und nach dem chirurgischen Eingriff sollten Sie nicht rauchen, da dies sonst das Risiko für Komplikationen wie Wundinfektionen erhöht.
2Wie kann man das Risiko einer Infektion verringern?
Für die präoperative Keimreduktion auf Haut, Haaren und den Nasenvorhöfen erhält jeder Patient beim Aufklärungsgespräch ein octenisan© Waschset ausgehändigt, um 3 bis 5 Tage vor der Operation durch Benutzen von Waschlotion und Nasengel diese Bereiche zu dekontaminieren. 

Kurz vor der Operation selbst erhält jeder Patient zudem eine Infusion mit einem Antibiotikum, um einen hohen Schutz vor Bakterien zu gewährleisten.
3Welche Risiken und Nebenwirkungen gehen mit einer implantierten künstlichen Hüfte einher?
Zu den wesentlichen und aufklärungspflichtigen Risiken bei der Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes gehören:

  1. Luxation (Herausspringen des Hüftkopfes)
  2. Infektion 
  3. Knochen- oder Materialbrüche 
  4. Implantatlockerung 
  5. Beinlängendifferenz 
  6. Eingeschränkte Bewegungs- und Sportfähigkeit 
  7. Ggf. notwendige Wechseloperation, insbesondere bei jungen Patienten
4Woraus besteht das Implantat?
Sowohl der Schaft als auch die Pfanne bestehen aus TiAl6V4, einer hochfesten Titanlegierung.
5Kann man allergisch auf das Implantat reagieren?
Bei unseren minimalinvasiven Operationen kommen Prothesenkomponenten aus Titanlegierungen, Keramik und Polyethylen zum Einsatz, sodass diese Methode auch bei Allergien gegen Nickel-, Kobalt- oder Chrom bedenkenlos zum Einsatz kommen kann.
6Wie wird das Implantat in der Hüfte verankert?
Hüftprothesen können zementfrei oder zementiert verankert werden. Bei der von Prof. Steckel angewendeten Methode erfolgt eine zementfreie Verankerung. Dabei wird das Implantat zunächst über eine Press-Fit-Methode stabil in den Knochen eingebracht, um dann über die nächsten Wochen in den Knochen einzuwachsen.
7Welches Narkoseverfahren wird bei der OP angewendet?
Bei dieser Operation kann eine Voll- oder Teilnarkose (Spinalanästhesie) angewendet werden. Das Narkoseverfahren wird in Absprache mit der Anästhesieabteilung gewählt.
8Sind während der OP Blutkonserven erforderlich?
Die minimalinvasive Hüftoperation ist so atraumatisch, dass normalerweise keine Blutkonserven erforderlich sind. Damit entfällt auch das früher übliche Eigenblutspenden vor der Operation.
9Wie lange dauert die Hüftprothesen-OP?
Die OP dauert in der Regel nur knapp eine Stunde und setzt sich aus vier Schritten zusammen:

  1. Entfernung des geschädigten Hüftkopfes
  2. Präparation des Pfannenlagers mit Einbringen der künstlichen Pfanne
  3. Vorbereitung des Oberschenkelknochens mit Einbringen des Prothesenschaftes
  4. Aufstecken des Prothesenkopfes mit anschließender Reposition, Funktionskontrolle und Röntgen
10Wie groß ist die OP-Narbe?
Die Hautschnittlänge bei der minimalinvasive Hüftendoprothetik beträgt im Durchschnitt etwa 8 bis 10 cm.
11Bekommt man einen Implantat-Ausweis?
Nach der Operation bekommen Sie einen Ausweis mit den Daten des Implantates. Dies ist wichtig, damit sie die behandelten Ärzte auch bei einem Unfall im Ausland mit den wichtigen Informationen versorgen können.
12Wie lange bleibt man nach der Hüftprothesen-OP im Krankenhaus?
Nach der Operation verbleiben Sie in der Regel für 4 bis 7 Tage in der Klinik. Dort erhalten Sie täglich Physiotherapie und werden im Umgang mit Gehstützen geschult.
13Wann beginnt die Reha nach der Hüftprothesen-OP?
Direkt an den Krankenhausaufenthalt schließt sich eine Rehabilitation von ca. zweieinhalb Wochen an. Diese kann ambulant oder stationär durchgeführt werden.
14Wie geht es nach der Reha weiter?
Nach Abschluss der Reha stellen Sie sich bei Ihrem Operateur vor, damit dieser das Gelenk untersuchen und weitere ambulante Physiotherapie verordnen kann. Jetzt werden auch die Gehstützen sukzessive abtrainiert.
15Wann kann man nach einer Hüftprothesen-OP wieder Auto fahren?
Nach 6 bis 12 Wochen ist selbstständiges Autofahren wieder möglich. Voraussetzung ist jedoch, dass der Patient zu dem Zeitpunkt bereits einen sicheren Gang ohne Gehstützen erreicht hat.
16Kann man mit einer Hüftprothese Sport machen?
Bei der Frage nach sportlichen Aktivitäten mit einem künstlichen Hüftgelenk wird zwischen Sportarten mit low impact, intermediate impact und high impact unterschieden.

Zu den low impact Sportarten zählen unter anderem Golf, Schwimmen, Walking, Radfahren und das Training auf einem Cross-Trainer. Diese Aktivitäten werden für Menschen mit einer Hüftprothese empfohlen. 

Zu den high impact Sportarten zählen beispielsweise Laufen, Kampfsport, Fußball und Basketball. Davon wird aus zwei Gründen abgeraten: Zum einen besteht das mögliche Risiko einer Lockerung der Prothese im Knochen durch wiederholende Stauchungen des Gelenks. Zum anderen kann es passieren, dass die Prothese bei einem Sturz aus ihrer korrekten Position ausbrechen kann.

Zu den intermediate impact Sportarten zählen Tennis, langsames Joggen, Wandern, Skifahren und Inlineskaten. Hier gibt es keine eindeutigen Empfehlungen, sodass hier nur individuelle Beratungen und Empfehlungen gegeben werden können. Entscheidend sind dabei etwa die sportartenspezifischen Vorkenntnisse, die generelle Fitness und der allgemeine Gesundheitszustand sowie das Bewusstsein, hier ein Risiko in Bezug auf Standzeit und Haltbarkeit der Prothese einzugehen. 

Übrigens: Auch einige Sportprofis treiben ihren Sport mit einem künstlichen Hüftgelenk auf hohem Niveau weiter. Bekanntestes Beispiel ist der britische Tennisprofi Andy Murray, der 2019 im Alter von 32 Jahren einen Oberflächenersatz des rechten Hüftgelenkes bekam und danach sowohl beim Turnier in Wimbledon teilnahm als auch nach acht Monaten das ATP-Turnier in Antwerpen gewann. 
17Kann man mit einem künstlichen Hüftgelenk Sex haben?
Ja. Ein kaputtes Hüftgelenk ist schmerzhaft und in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Wird es ersetzt, ist eine schmerzfreie und gute Belastbarkeit garantiert, die sich auf alle Lebensbereiche und damit auch positiv auf das Sexualleben auswirken kann. Die Rückkehr zu einem gesunden Sexualleben ist somit ein recht unbekannter, aber klarer Vorteil einer künstlichen Hüfte. Vorab ist es jedoch empfehlenswert, sich eine „Freigabe“ von dem Operateur einzuholen, da dieser die Stabilität des neuen Gelenks am besten einschätzen kann.

Trotzdem gilt es natürlich, einige Aspekte bei Sex mit einem künstlichen Hüftgelenk zu beachten, damit dieses nicht ausrenkt. So sind nicht alle Stellungen gleichermaßen gut geeignet. Zudem gibt es zwei einfache Regeln:

  • Erstens sollten Sie sich ungefähr zwölf Wochen in Abstinenz üben, denn so lange dauert es, bis sich nach einer Operation wieder eine stabile Hüftgelenkkapsel ausgebildet hat. Diese Kapsel ist der beste Schutz gegen das Ausrenken des Gelenks.
  • Zweitens kommt es darauf an, welcher Zugang zum Hüftgelenk bei der Operation gewählt wurde. Beim hinteren Zugang müssen extreme Beugung und Innenrotation vermieden werden, während beim vorderen Zugang übermäßige Außenrotation und Überstreckung kritisch sind.
18Wie lange hält eine Hüftprothese?
Die 10-Jahres-Überlebensraten moderner Hüftprothesen liegt bei ca. 98 Prozent. Dies bedeutet, dass die Prothesen nach zehn Jahren bei 98 von 100 Patienten funktionsfähig sind.
 

Prof. Steckel im Interview

Weitere Fragen zur Hüfte beantwortet Spezialist Prof. Dr. Hanno Steckel im ausführlichen Interview mit dem SWR1 (Sendung vom 18.2.2022).

 

Kontakt & Beratung

Haben Sie weitere Fragen oder Interesse an einer Hüftprothesen-OP durch Spezialist Prof. Dr. Hanno Steckel in Berlin? Bitte vereinbaren Sie einen Termin für seine Sprechstunde, diese ist offen für gesetzlich und privat versicherte Personen.

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